7 - Georg Cantor und die Anfänge der Grundlagenforschung [ID:8761]
50 von 620 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich bedanke mich, dass Sie hier sind und sich anhören wollen, was ich hier zu Kantor und den

Anfängen der Rundlangforschung zu sagen habe. Ich bin kein Mathematiker, das sage ich den

anwesenden Mathematikern hier, sondern da hat auch das Maschinenbaustudium nicht so wirklich

geholfen. Das waren gerade mal drei Semester, hatte auch schon mal gedacht, das kann man ja auch mal

verschweigen, dass man da so ein Studium hatte, das irgendwie schiefgegangen ist, aber hätte ich

dieses Studium nicht aufgenommen, dann wäre ich eben nicht nach Aachen gegangen, sondern hätte

sie wahrscheinlich irgendwo anders studiert, wäre ich nicht nach Aachen gegangen, hätte ich

Christian Thiel nicht gefunden, getroffen und hätte ich ihn nicht getroffen, dann hätte ich

es wahrscheinlich auch ein ganz anderes Arbeitsgebiet, denn ich bin als Studentische Hilfskraft im

Philosophischen Institut in Aachen schon mit den Texten konfrontiert worden, mit denen ich heute

noch beschäftige. Also da hat sich, das ist eine große Kontinuität, die ich als Student schon

begonnen habe und eigentlich bis heute gerne mache, denn ich lese ja diese Sachen auch heute

noch weiter und letztlich, die Professur ist eine für Philosophie der Technik, da haben drei

Semester Maschinenbau auch geholfen. Also man sollte, wenn man so aus der Bilanz von hinten

mal so aufs Leben guckt, irgendwie passt alles dann doch zusammen. Gut, also es geht um Georg

Kantor, der ja vor ziemlich genau 100 Jahren verstorben ist in Halle an der Saale. Ich möchte,

bevor ich beginne mich mit Kantor zu beschäftigen, doch noch etwas zum Titel sagen, denn wir hatten

im Vorfeld, keine Kontroverse, aber doch eine Nachfrage, wieso da Grundlagenforschung steht

und nicht mathematische Grundlagenforschung. Die, also mathematische Grundlagenforschung oder

Grundlagenforschung ist natürlich eine philosophische Anstrengung, also etwas,

was Philosophen machen, nicht unbedingt Mathematiker. Nun haben wir da keinen festen Titel auf den

Begriff des Philosophen, das heißt also jeder, der in einer bestimmten Weise Fragen stellt und sich

mit beliebigen Gegenständen auseinandersetzt, ist ein Philosoph oder eine Philosophin, deswegen können

sie als Mathematiker natürlich auch Philosoph sein oder Philosophin sein. Die Philosophie der

Mathematik selber, also die philosophische Auseinandersetzung mit der Mathematik ist so

alt wie die Philosophie selber, das wird seit der Antike gemacht und ein kleiner Hinweis,

wenn sie sich mit der mittelalterlichen Universität die sieben freien Künste ansehen,

also das, was man studieren musste, um in die höheren Fakultäten aufgenommen zu werden,

heißt also, Jura, Medizin oder Theologie zu studieren, da musste man die sieben freien

Künste studieren und zu den sieben freien Künsten gehört eben auch die, zu den Art des Liberales

gehört die Geometrie, gehört die Arithmetik, das sind philosophische Wissenschaften. Die

Philosophie der Mathematik selbst erhielt durch Kant und seine Nachfolger im ausgehenden 18,

beginnend 19. Jahrhundert starke neue Impulse, das Verhältnis zwischen Philosophie und Mathematik

wird gerade bei Kant intensiv diskutiert, das Verhältnis zwischen Mathematik und Logik ist

ein wichtiges, wir würden heute sagen, Logik gehört zur Informatik oder zur Mathematik dazu,

ist aber eigentlich eine philosophische Disziplin. Wie hängen denn diese Dinge zusammen,

insbesondere wenn ich auch noch Logizist bin, das heißt jemand der Auffassung bin, dass sich alle

mathematischen Begriffe auf logische Begriffe zurückführen lassen. Logizismus ist eine Erfindung,

wenn sie so wollen, des 19. Jahrhunderts, also dort wird relativ flächendeckend diese Auffassung

vertreten. Bis heute wird über die mathematische Ontologie nachgedacht, das heißt, welche

Existenzweise haben denn mathematische Objekte und dann natürlich die Antinomien und die Paradoxien,

also Widersprüche, die in Systemen auftauchen, im System nicht repariert werden können und

Paradoxien sind ja Dinge, die man durchaus in den Griff nehmen kann, mit denen man umgehen kann. So

zumindest die deutsche Verwendung dieser Begriffe, in England hat man nur das Wort Paradox für diese

Sachen, da wird also diese Unterscheidung nicht gemacht. So jetzt entsteht in der ersten Hälfte

des 20. Jahrhunderts eine neue Disziplin und die heißt mathematische Logik und Grundlagenforschung,

genau in dieser Form. So Namen, also im 19. Jahrhundert George Poole, Gottlob Frege, Ernst Schröder,

Charles S. Pearse in Amerika oder Bertrand Russell sind Namen, die dort genannt werden.

1950 erscheint das erste Heft des Archivs für mathematische Logik und Grundlagenforschung,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Volker Peckhaus Prof. Dr. Volker Peckhaus

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:02:54 Min

Aufnahmedatum

2018-01-11

Hochgeladen am

2018-01-19 10:03:49

Sprache

de-DE

Nach einleitenden Worten zu Cantor und seinem 100. Todestag wird im Vortrag gezeigt, dass die Mengenlehre in den ersten Jahren gar nicht als Grundlagendisziplin aufgenommen wurde, sondern rein als Theorie über das Unendliche. Als Alternativen dazu wurden Ernst Schröders Algebra der Logik oder Hilberts frühes axiomatisches Programm angesehen. Einen Schwerpunkt des Vortrages bildet deshalb auch die Auseinandersetzung zwischen Cantor und Hilbert.

Tags

Mathematik Philosophie Logik Cantor Hilbert Schröder Frege Russell Scholz Zermelo Grundlagenforschung Grundlagendisziplin Mengenlehre Algebra Geometrie Antinomie Ontologie Paradoxien
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen