Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich bedanke mich, dass Sie hier sind und sich anhören wollen, was ich hier zu Kantor und den
Anfängen der Rundlangforschung zu sagen habe. Ich bin kein Mathematiker, das sage ich den
anwesenden Mathematikern hier, sondern da hat auch das Maschinenbaustudium nicht so wirklich
geholfen. Das waren gerade mal drei Semester, hatte auch schon mal gedacht, das kann man ja auch mal
verschweigen, dass man da so ein Studium hatte, das irgendwie schiefgegangen ist, aber hätte ich
dieses Studium nicht aufgenommen, dann wäre ich eben nicht nach Aachen gegangen, sondern hätte
sie wahrscheinlich irgendwo anders studiert, wäre ich nicht nach Aachen gegangen, hätte ich
Christian Thiel nicht gefunden, getroffen und hätte ich ihn nicht getroffen, dann hätte ich
es wahrscheinlich auch ein ganz anderes Arbeitsgebiet, denn ich bin als Studentische Hilfskraft im
Philosophischen Institut in Aachen schon mit den Texten konfrontiert worden, mit denen ich heute
noch beschäftige. Also da hat sich, das ist eine große Kontinuität, die ich als Student schon
begonnen habe und eigentlich bis heute gerne mache, denn ich lese ja diese Sachen auch heute
noch weiter und letztlich, die Professur ist eine für Philosophie der Technik, da haben drei
Semester Maschinenbau auch geholfen. Also man sollte, wenn man so aus der Bilanz von hinten
mal so aufs Leben guckt, irgendwie passt alles dann doch zusammen. Gut, also es geht um Georg
Kantor, der ja vor ziemlich genau 100 Jahren verstorben ist in Halle an der Saale. Ich möchte,
bevor ich beginne mich mit Kantor zu beschäftigen, doch noch etwas zum Titel sagen, denn wir hatten
im Vorfeld, keine Kontroverse, aber doch eine Nachfrage, wieso da Grundlagenforschung steht
und nicht mathematische Grundlagenforschung. Die, also mathematische Grundlagenforschung oder
Grundlagenforschung ist natürlich eine philosophische Anstrengung, also etwas,
was Philosophen machen, nicht unbedingt Mathematiker. Nun haben wir da keinen festen Titel auf den
Begriff des Philosophen, das heißt also jeder, der in einer bestimmten Weise Fragen stellt und sich
mit beliebigen Gegenständen auseinandersetzt, ist ein Philosoph oder eine Philosophin, deswegen können
sie als Mathematiker natürlich auch Philosoph sein oder Philosophin sein. Die Philosophie der
Mathematik selber, also die philosophische Auseinandersetzung mit der Mathematik ist so
alt wie die Philosophie selber, das wird seit der Antike gemacht und ein kleiner Hinweis,
wenn sie sich mit der mittelalterlichen Universität die sieben freien Künste ansehen,
also das, was man studieren musste, um in die höheren Fakultäten aufgenommen zu werden,
heißt also, Jura, Medizin oder Theologie zu studieren, da musste man die sieben freien
Künste studieren und zu den sieben freien Künsten gehört eben auch die, zu den Art des Liberales
gehört die Geometrie, gehört die Arithmetik, das sind philosophische Wissenschaften. Die
Philosophie der Mathematik selbst erhielt durch Kant und seine Nachfolger im ausgehenden 18,
beginnend 19. Jahrhundert starke neue Impulse, das Verhältnis zwischen Philosophie und Mathematik
wird gerade bei Kant intensiv diskutiert, das Verhältnis zwischen Mathematik und Logik ist
ein wichtiges, wir würden heute sagen, Logik gehört zur Informatik oder zur Mathematik dazu,
ist aber eigentlich eine philosophische Disziplin. Wie hängen denn diese Dinge zusammen,
insbesondere wenn ich auch noch Logizist bin, das heißt jemand der Auffassung bin, dass sich alle
mathematischen Begriffe auf logische Begriffe zurückführen lassen. Logizismus ist eine Erfindung,
wenn sie so wollen, des 19. Jahrhunderts, also dort wird relativ flächendeckend diese Auffassung
vertreten. Bis heute wird über die mathematische Ontologie nachgedacht, das heißt, welche
Existenzweise haben denn mathematische Objekte und dann natürlich die Antinomien und die Paradoxien,
also Widersprüche, die in Systemen auftauchen, im System nicht repariert werden können und
Paradoxien sind ja Dinge, die man durchaus in den Griff nehmen kann, mit denen man umgehen kann. So
zumindest die deutsche Verwendung dieser Begriffe, in England hat man nur das Wort Paradox für diese
Sachen, da wird also diese Unterscheidung nicht gemacht. So jetzt entsteht in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts eine neue Disziplin und die heißt mathematische Logik und Grundlagenforschung,
genau in dieser Form. So Namen, also im 19. Jahrhundert George Poole, Gottlob Frege, Ernst Schröder,
Charles S. Pearse in Amerika oder Bertrand Russell sind Namen, die dort genannt werden.
1950 erscheint das erste Heft des Archivs für mathematische Logik und Grundlagenforschung,
Presenters
Prof. Dr. Volker Peckhaus
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:02:54 Min
Aufnahmedatum
2018-01-11
Hochgeladen am
2018-01-19 10:03:49
Sprache
de-DE
Nach einleitenden Worten zu Cantor und seinem 100. Todestag wird im Vortrag gezeigt, dass die Mengenlehre in den ersten Jahren gar nicht als Grundlagendisziplin aufgenommen wurde, sondern rein als Theorie über das Unendliche. Als Alternativen dazu wurden Ernst Schröders Algebra der Logik oder Hilberts frühes axiomatisches Programm angesehen. Einen Schwerpunkt des Vortrages bildet deshalb auch die Auseinandersetzung zwischen Cantor und Hilbert.